Tabakrauch ist zudem der mit Abstand bedeutendste und gefährlichste vermeidbare Innenraumschadstoff und die führende Ursache von Luftverschmutzung in Innenräumen. Unter „Passivrauchen“ versteht man das Einatmen von Tabakrauch aus der Raumluft. Diese aus der Raumluft aufgenommene Mischung von gas- und partikelförmigen Substanzen enthält viele bekannte Giftstoffe. Die schadstoffbeladenen Partikel des Tabakrauches lagern sich an Wänden, auf dem Boden, an Teppichen und Polstermöbeln ab. Von hier werden die Schadstoffe wieder in die Raumluft abgegeben. Innenräume, in denen geraucht wird, sind somit eine dauernde Expositionsquelle für die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe, selbst wenn dort aktuell nicht geraucht wird. Die Auswirkungen des Passivrauchens sind abhängig von der Anzahl der in der Umgebung gerauchten Zigaretten, der Beschaffenheit des Raumes (Größe, Temperatur, Belüftung etc.), der individuellen Konstitution des Passivrauchenden (Lungenvolumen, Alter etc.), der räumlichen Distanz zum Raucher und von der Zeitdauer der Exposition. Passivraucher erleiden – wenn auch in geringerem Ausmaß und in geringerer Häufigkeit – die gleichen akuten und chronischen Erkrankungen wie Raucher.
Zu den akuten Folgen des Passivrauchens zählen Augenbrennen und -tränen, Schwellungen und Rötungen der Schleimhäute und vermehrte Infektanfälligkeit. Neben Reizungen des Atemtraktes können Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Atemlosigkeit und Müdigkeit auftreten. Eine ursächliche Beziehung zwischen Passivrauchen und einer Reihe weiterer Krankheiten und Todesursachen ist zudem nachgewiesen für Lungenkrebs, Arteriosklerose, Angina pectoris und Schlaganfälle, akute und chronische Herzkrankheiten einschließlich Herzinfarkt, akute und chronische respiratorische Symptome sowie stärker ausgeprägte und häufigere Asthmaanfälle. Auch der mütterliche Tabakkonsum bzw. Tabakrauchbelastungen während der Schwangerschaft können sich bereits auf Ungeborene schädlich auswirken. Viele der im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe sind mehr oder minder plazentagängig und können somit in den fetalen Blutkreislauf eintreten.
Ausmaß der Tabakrauchexposition in Deutschland
(auszugsweise zitiert nach : Deutsches Krebsforschungszentrum (2005): Passivrauchen – ein unterschätztes Gesundheitsrisiko. Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle, Band 5, 2. Auflage. DKFZ, Heidelberg)
Über 170 000 Neugeborene jährlich werden bereits im Mutterleib den Schadstoffen des Tabakrauchs ausgesetzt.
Die Hälfte aller Kinder unter sechs Jahren und etwa zwei Drittel aller Sechs- bis Dreizehnjährigen leben in einem Haushalt, in dem mindestens eine Person raucht.
Schätzungsweise über acht Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben in einem Haushalt mit mindestens einem Raucher.
In der Erwachsenenbevölkerung werden mehr als 35 Millionen Nichtraucher zu Hause, am Arbeitsplatz, in ihrer Freizeit oder gleichzeitig an mehreren dieser Orte häufig mit den Schadstoffen des Passivrauchs belastet.
Allein am Arbeitsplatz sind noch immer etwa 8,5 Millionen nichtrauchende Erwerbstätige Passivrauch ausgesetzt.
Passivrauchbedingte Morbidität und Mortalität in Deutschland
Passivrauch reizt akut die Atemwege und kann zu Kurzatmigkeit bei körper¬licher Belastung, erhöhter Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen und Schwindel führen. Diese Symptome können bereits bei kurzzeitigem Passivrauchen auftreten.
Passivrauchen ist verantwortlich für die Entwicklung zahlreicher chronischer Krankheiten mit Todesfolge.
Passivrauchen kann bei Säuglingen zum plötzlichen Kindstod (SIDS) führen. Etwa 60 Säuglinge versterben jährlich durch Passivrauch im Haushalt sowie durch vorgeburtliche Schadstoffbelastungen, weil die Mutter während der Schwangerschaft rauchte.
Über 260 Nichtraucher sterben jährlich an passivrauchbedingtem Lungenkrebs. Über 2140 Nichtraucher versterben jährlich an einer koronaren Herzkrankheit, die durch Passivrauchen hervorgerufen wird.
Über 770 Nichtraucher versterben pro Jahr an einem passivrauchbedingten Schlaganfall.
Über 50 Nichtraucher versterben jährlich an durch Passivrauchen bedingten chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen.
Passivrauchen ist zudem verantwortlich für die Entwicklung zahlreicher nicht tödlicher Fälle von koronarer Herzkrankheit, Schlaganfall und chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen.
An den Folgen des Passivrauchens versterben in Deutschland jährlich mehr als 3300 Nichtraucher; das sind mehr Todesfälle als durch illegale Drogen, Asbest, BSE und SARS zusammen.